ADHS-Diagnostik bei Erwachsenen – was bedeutet das eigentlich?
14.12.2025

Wenn Erwachsene sich mit dem Thema ADHS beschäftigen, taucht früher oder später eine verunsichernde Frage auf:
Wer darf ADHS eigentlich diagnostizieren – und was heißt „Diagnostik“ überhaupt?
Im Internet finden sich dazu viele widersprüchliche Aussagen. Manche klingen sehr streng, andere sehr vage. Das führt häufig dazu, dass Menschen verunsichert sind, bevor sie sich überhaupt Hilfe holen. Dabei lässt sich das Thema gut einordnen, wenn man zwischen medizinischer und psychotherapeutischer Diagnostik unterscheidet.
Warum der Begriff „Diagnostik“ so oft missverstanden wird
Im Alltag wird das Wort Diagnostik häufig automatisch medizinisch verstanden. Viele denken dabei an Ärzt:innen, Medikamente oder Krankenkassen. Tatsächlich bezeichnet Diagnostik aber zunächst etwas anderes:
ein systematisches Erfassen, Einordnen und Verstehen von Symptomen und Mustern.
In der psychotherapeutischen Arbeit bedeutet Diagnostik vor allem,
Beschwerden sorgfältig zu erheben
biografische und aktuelle Zusammenhänge zu betrachten
Symptome differenzialdiagnostisch einzuordnen
Es geht nicht um ein schnelles Etikett, sondern um Orientierung, Verständnis und fundierte Entscheidungen.
Was eine psychotherapeutische ADHS-Diagnostik leisten kann
Eine ADHS-Diagnostik im psychotherapeutischen Kontext richtet sich an Erwachsene, die sich fragen:
Warum fällt mir Selbstorganisation so schwer?
Warum schwanke ich zwischen Überforderung und Überfunktionieren?
Warum habe ich das Gefühl, ständig gegen mich selbst zu arbeiten?
Die Diagnostik kann helfen,
Zusammenhänge im eigenen Erleben zu verstehen
ADHS von stressbedingten Symptomen, Erschöpfung oder anderen psychischen Belastungen abzugrenzen
eine fundierte Grundlage für weitere therapeutische oder ärztliche Schritte zu schaffen
Am Ende steht eine fachlich begründete diagnostische Einschätzung, die nachvollziehbar erklärt, ob und in welcher Form eine ADHS-Symptomatik vorliegt.
Was diese Diagnostik nicht ist
Wichtig ist eine klare Abgrenzung:
Eine psychotherapeutische ADHS-Diagnostik ist keine ärztliche Diagnosestellung im sozialrechtlichen Sinn.
Das bedeutet:
Sie ersetzt keine ärztliche Diagnose für Krankenkassen oder Behörden
Sie ist keine Grundlage für die Verordnung von Medikamenten
Sie stellt keine medizinische Versorgung dar
Wenn eine medikamentöse Behandlung oder eine sozialrechtlich relevante Diagnose gewünscht ist, braucht es zusätzlich eine ärztliche Mitbeurteilung, zum Beispiel durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Psychiatrie oder Neurologie.
Typische Missverständnisse – und wie sie einzuordnen sind
„Ist das eine offizielle Diagnose?“
Es handelt sich um eine offizielle psychotherapeutische Diagnostik, nicht um eine ärztliche oder sozialrechtliche Diagnose.
„Bringt mir das dann überhaupt etwas?“
Ja. Viele Klient:innen erleben die diagnostische Einordnung als stark entlastend, weil sie Zusammenhänge verstehen und sich selbst besser einordnen können.
„Kann ich mit dem Ergebnis weitergehen?“
Ja. Eine strukturierte psychotherapeutische Diagnostik kann eine sehr hilfreiche Grundlage für weitere therapeutische Schritte, Coaching oder eine ärztliche Mitbeurteilung sein.
Wie eine fundierte ADHS-Diagnostik abläuft
Eine seriöse ADHS-Diagnostik besteht nicht aus einem einzelnen Test. Sie umfasst mehrere aufeinander aufbauende Schritte:
vorbereitende Screening-Fragebögen
ein ausführliches biografisches und klinisches Gespräch
standardisierte diagnostische Verfahren
differenzialdiagnostische Einordnung
eine verständliche Rückmeldung der Ergebnisse
ADHS wird dabei nie isoliert betrachtet, sondern immer im Kontext der gesamten Lebensgeschichte und der aktuellen Lebenssituation.
Warum diese Klarheit wichtig ist
Viele Erwachsene mit ADHS-Verdacht haben eine lange Geschichte von Selbstzweifeln und dem Gefühl, „nicht richtig zu funktionieren“. Unklare oder falsche Informationen verstärken diese Unsicherheit oft zusätzlich.
Eine transparente, fachlich saubere Diagnostik schafft:
Orientierung statt Verwirrung
Verständnis statt Selbstabwertung
eine gute Basis für bewusste nächste Schritte
Fazit
ADHS-Diagnostik im psychotherapeutischen Kontext bedeutet, komplexe Erfahrungen einzuordnen, Muster zu verstehen und Möglichkeiten sichtbar zu machen. Sie ersetzt keine ärztliche Diagnosestellung, die unter anderem für die Verordnung von Medikamenten sowie für sozialrechtliche oder krankenkassenrelevante Fragestellungen erforderlich ist.
Wenn du dich fragst, ob ADHS in deinem Leben eine Rolle spielen könnte, darfst du dir Unterstützung holen und dich fundiert begleiten lassen.
Du bist unsicher, ob eine ADHS-Diagnostik für dich sinnvoll ist oder hast Fragen zum Vorgehen?
In meiner Praxis nehme ich mir Zeit für eine strukturierte, transparente und leitlinienorientierte psychotherapeutische Diagnostik.
Wenn du magst, klären wir in einem ersten Gespräch gemeinsam, welcher nächste Schritt für dich passend ist.
Alles Liebe
Cordula ✌️🫶